Yukon Quest Bericht 2012 / 7

Yukon Quest Reise Bericht 2012 von Sui Kings © Copyright Sui Kings

Sebastian Schnuelle (c) Yukon Quest / Carsten Thies

Die Musher bereiten den Vierbeinern, neben der Eishalle welcher als Checkpoint dient, ein Strohlager. Die Vets untersuchen unterdessen die Hunde. Erst im Anschlus versorgen die Musher ihre Hundemeute und dann gönnen sich sich selbst erst etwas zu Trinken und eine Mahlzeit. Ich sitze gerade auf dem Flur des Sportzentrums, als Hugh Neff reinkommt und mich dort am Tisch sitzen sieht, wie ich mir eine Spagetti Bolognese reinschiebe. ‚Hey Sui, was isst du, dass sieht gut aus?‘. ‚Spagetti Bolognese, Hugh und die ist sehr gut‘, antworte ich ihm, ‚ich kann sie dir empfehlen‘. ‚Ok, ich probiere sie‘, sagt er und kommt ein paar Minuten später zurück mit einem randvoll gefüllten Teller. ‚Du hast recht – schmeckt sehr gut‘, gibt er mir zu verstehen.

Es vergehen noch keine drei Minuten als er das erste Interview geben muss und das Essen fast kalt wird. Er wird natürlich immer wieder auf seine Zeitstrafe angesprochen und er meint, wenn es so in den Regeln steht, dann ist das so. Ohne ein böses Wort über diesen Penalty zu verlieren, aber ich wäre besser mit einer Geldstrafe bedient und auch damit einverstanden gewesen. Allen Moore kommt nun mit seiner Frau Aliy Zirkle herein, die beiden und noch ein Doghandler setzen sich aber an einen anderen Tisch. Als Hugh dann seine Spagetti gegessen hat, die mittlerweile kalt geworden sind, möchte er sich noch etwas ausruhen aber bei Zeiten geweckt werden.

Was immer das heißt, denke ich mir, aber so sagt er es dem Checker. Hugh wird versuchen seine Pause so kurz wie möglich zu halten, um etwas Zeit herauszuholen. Kurz darauf verzieht sich auch Allen Moore, um etwas zu ruhen. Jeder wird sich seine Strategie nochmal durchrechnen und überdenken. Für den Zuschauer könnte es spannender nicht sein.

Sab Schnuelle gibt Auskunft

Nach knapp zwei Stunden geistern beide Musher wieder über den Flur. Alles scheint automatisch in ihnen abzulaufen. Hugh fragt mich ob Lance Mackey schon in Carmacks wäre? ‚Nein, er ist noch nicht hier‘, sage ich Hugh. Aber als Hugh vom Wässern der Hunde kommt, sage ich ihm, dass eine Stirnlampe den Yukon River hochkommt – wird Lance Mackey sein? Hat er Lance immer noch auf der Rechnung? Lance ist, wie gesagt, ein ausgebuffter Fuchs und mit ihm muss man immer rechnen. Und tatsächlich kommt der vierfache Champion, um 19:04 in Carmacks an.

Kurze Zeit später haben Allen Moore und Hugh Neff ihre Teams fertig zum Aufbruch, als Sab Schnülle – der ‚Armchair-Musher‘ dazu kommt. Ich frage ihn, welches Team er für das bessere hält? Er schaut sich die Hunde der beiden an und meint, wenn ich mich für ein Team entscheiden müsste welches ich nach Whitehorse ins Ziel fahren dürfte, dann wäre es das von Hugh Neff! Ok Sab, das ist doch eine Aussage. Aber der unnötige Penalty. ‚Nun ja‘, meint er, ‚ich hatte 2009 zwei Stunden Vorsprung weil Hugh Neff da auch einen Penalty bekam und am Ende waren nur noch vier Minuten davon übrig!‘. ‚Ich hatte zwar Reserven und hätte ein größeres Pace gehen können, aber Hughs Hunde liefen damals, wie ein geölter Blitz !‘.

Sass ohne Chancen auf den Sieg

Um 19:59 Uhr verlässt Hugh Neff mit neun Hunden den Checkpoint Carmacks und macht sich auf Richtung Breaburn. Nur zwei Minuten später folgt ihm Allen Moore, mit 11 Hunden. Was für ein Rennen! Kurz nachdem die beiden führenden Musher den Checkpoint Carmacks verlassen haben, sitze ich in gemütlicher Runde und genieße einen Kaffee. Brent Sass der mittlerweile in Carmacks eingetroffen ist, gibt Emily Schwing, der Reporterin von einem Radiosender in Fairbanks, ein Interview. Der Doghandler von Hugh Neff, Brian Hagestorm, Cor Guimond die Musher Legende aus Dawson City, die Doghandlerin von Joar, Imgritt und noch einige andere sind mit in der Runde.

Brent Sass der nichts mehr mit dem Sieg zu tun haben wird, will nur noch sein Team sicher nach Whitehorse fahren, weil er ja einige Hunde aus dem Team für das Iditarod noch braucht. Er war sehr locker drauf, wie überhaupt die ganze Runde, man merkt, dass die Anspannung der letzten Tage nun weicht, je näher wir dem Ziel Whitehorse kommen! Ich haue mich noch kurz etwas aufs Ohr, denn in Breaburn werde ich da keine Gelegenheit mehr zu bekommen. Um kurz nach drei Uhr in der Frühe breche ich dann auf.

Allen Moore in Führung

Es ist nicht weit von Carmacks bis zur Breaburn Lodge mit dem Auto und so erreiche ich die Breaburn Lodge in den frühen Morgenstunden. Dort treffe ich eine alte Bekannte, die Regina – absoluter Hugh Neff Fan und extra von der Ski High Ranch, wo sie einen Mushing Urlaub verbringt, rausgekommen um ‚ihren‘ Hugh Neff zu sehen. Um acht Uhr, es fängt langsam zu dämmern an, gehen wir nach draußen, denn laut Tracker bedarf es nur noch weniger Minuten, bis der erste Musher hier auftaucht. Plötzlich sehen wir ein Headlight und Aliy Zirkle fängt an zu pfeifen und ruft Hundenamen. Als das Licht näherkommt, sehen wir das es Allen Moore ist, der gerade den Hügel runterkommt, den Highway quert und dann um 8:20 Uhr in den Checkpoint Carmacks einfährt.

Kameras klicken und Allen gibt den bereit stehenden Reporten nur kleine Hinweise auf ihre Fragen, er möchte sich erstmal um seine Hunde kümmern und später dann stehe er für Fragen zur Verfügung. Sofort als Allen sein Ruheplatz zugewiesen bekommt kümmern sich die Vets wieder um seine Hunde. Hier hat Allen Moore jetzt acht Stunden Zeit sich und sein Team auf die restlichen 161 km vorzubereiten. Doch wo bleibt nur Hugh Neff? In den Augen von Regina sehe ich Enttäuschung, aber ich weise sie an, in Richtung Wald zu blicken, denn dort ist wieder das Licht einer Kopflampe zu sehen. Hugh Neff erreicht den Breaburn Checkpoint um 8:32 Uhr also 12 Minuten nach Allen Moore, das macht plus den 30 Minuten Penalty insgesamt 42 Minuten Rückstand auf Allen Moore aus. Ob das noch aufzuholen ist?

Skidoo fahren

Hugh Neff wird sein Platz zugewiesen und auch er bereitet sofort seinen Hunden ein Strohlager. Bei seinem Team sind ebenso sofort Tierärzte zur Stelle und untersuchen seine Hunde. Allen Moore kommt dann als erster in den Gastraum der Breaburn Lodge, bestellt sich etwas zu Essen und gibt dann Interviews für die wartenden Journalisten. Er macht trotz seines 42 Minuten Vorsprungs nicht den zufriedensten Eindruck, er schaut eher skeptisch – ja gar mürrisch – in die Kameras. Als Allen fertig ist mit Essen verlässt er den Schankraum und kaum ist er weg, betritt Hugh Neff die Szenerie.

Er ist ein ganz anderer Typ, als Allen kann trotz des Vorsprungs den Moore auf ihn hat noch Lachen – macht Späße. Neff kann aber auch sehr ernst werden und glaubt noch an eine Chance und das vermittelt er auch den Anwesenden. Er isst etwas lässt sich aber mehr Zeit wie Allen Moore und verschwindet dann auch um sich etwas auszuruhen. Aber selbst im Rausgehen lässt er sich noch für Fotos mit Fans hinreißen und stellt sich mit ihnen in Pose – ein bemerkenswerter Typ!

Ich schreibe derweil etwas für die deutsche Yukon Quest Website und bekomme auf einmal eine Anfrage von Sab Schnülle rein, ob ich nicht Lust hätte heute Abend vorbei zu kommen und mit ihm und ein paar Bekannten mit den Skidoos rauszufahren auf den Trail, um die beiden führenden Musher zu sehen. Was für eine Frage und ob ich das will ! Ich verabschiede mich von Regina und sage ihr, dass wir uns heute Nacht an der Ziellinie treffen.