Yukon Quest Bericht 2012 / 8

Yukon Quest Reise Bericht 2012 von Sui Kings © Copyright Sui Kings

Hugh Neff (c) Yukon Quest / Carsten Thies

Dann verlasse ich die Breaburn Lodge Richtung Whitehorse checke im Riverview ein und mache schonmal eine kleine Tasche für heute Abend fertig. Das wird bestimmt ein Erlebnis werden. Danach kommt nochmal eine wichtige Nachricht von ‚Sab‘ rein: Bring bitte Chicken Mc Nuggets mit, von McDonalds. Um Punkt 20:30 Uhr stehe ich beim ‚Armchairmusher‘ auf der Matte mit zwei Dutzend Chicken Nuggets unterm Arm. Er stopft sich ein paar von den Hühnchenteilen rein und als er mit seinem königlichem Mahl fertig ist, checkt er immer wieder die Karte und den Tracker.

Er und Hans meinten das die beiden Führenden nicht vor Mitternacht an diesem Punkt vorbei kommen, den er mir auf der Karte zeigt. Mit Hans meint er Hans Gatt den viermaligen Yukon Quest Gewinner. Als er die Karte und den Tracker zum x-ten mal gecheckt hat, gehen wir raus und machen die Skidoos startklar. Seine Mitbewohner auf dem Kennel kommen auch schon. Alle fahren neue Modelle und das Skidoo, welches ‚Sab ‚mir gibt, ist schon in die Jahre gekommen, aber egal Hauptsache ich kann mit dabei sein! Dann geht es los, wir preschen durch den winterlichen dunklen Wald, die Skidoos durchbrechen die Stille und auf manchen Geraden muss ich Vollgas geben und sehe trotzdem nicht mehr die Schlussleuchten von ‚Sab‘, der mich direkt hinter sich fahren lässt.

Es sind nur -4 Grad C., eine richtig angenehme Sache also. Nach gut 40 Minuten sind wir am Trail angekommen, wir machen ein Feuer, welches hier in Deutschland als Martinsfeuer durchgehen würde, in Canada aber als normal angesehen wird! Wir trinken heißen Tee und essen Schokolade und erzählen uns Geschichten. Fragen ‚Sab‘ natürlich auch, wie er das ganze einschätzt. Er gibt sich neutral, sagt aber das Hughs Hunde frischer aussahen. Wir brauchen nicht lange warten, bis wir eine Kopflampe sehen, es ist Allen Moore der an uns vorbei kommt. Wir wünschen eine sicheren Trail und viel Glück, Allen hebt einen Arm als Dankeschön zum Gruss.

Endspurt

Jetzt heisst es warten auf Hugh Neff und sehen, ob er Zeit gut gemacht hat. Dann sehen wir die Kopflampe von Hugh Neff und es folgt das, was ich damals im Yukon Quest Forum geschrieben habe:

War mit Sab und ein paar anderen draußen auf dem Trail mit dem Skidoo, bin jetzt wieder in Whitehorse und ich sage euch Hugh Neff kam angeflogen !! Das ist jetzt ca .1 1/2 Std. her und da lag Hugh Neff noch 26 Minuten hinter Allen Moore zurück – wir haben dort die Zeit genommen. Hugh Neffs Team war frischer und schneller an uns vorbei als das von Allen Moore. Das wird ein Endspurt ?!!!!

Mit 24 Sekunden Vorsprung gewinnt Hugh Neff

Wir haben dann das Feuer gelöscht und sind durch den ‚Winter Wunderwald‘ wieder zurück zu ‚Sabs‘ Kennel. Wir haben die Skidoos unter einer Plane verpackt und ich habe mich tausendmal bei ‚Sab‘ bedankt, dass ich das erleben durfte. Dann ging es im Eiltempo zurück nach Whitehorse. Zurück ins Hotel und den Tracker verfolgt: Wou! Hugh Neff hat noch mehr Zeit gut gemacht. Um 4:30 Uhr hält es mich nicht mehr im Zimmer ich muss raus zur Ziellinie. Es haben sich schon viele Fans und neutrale Zuschauer eingefunden. Der Sprecher im Zielbereich erzählt einige Anekdoten vom diesjährigen Quest. Die Doghandler von Hugh Neff und Allen Moore laufen wie aufgescheuchte Hühner im Zielbereich herum, die Spannung ist zum zerreißen. Ein Beobachter meldet das beide Musher schon in Whitehorse auf dem Yukon River seien, aber die Führung würde laufend wechseln. Das ist ja ein Finish, besser hätte es Hollywood nicht inszenieren können.

Dann plötzlich wird eine Kopflampe sichtbar, ruft der Sprecher in die Menge und da die zweite, aber wer liegt vorne? Wir können es nicht sehen, noch nicht. Dann geht ein Raunen durch die Menge, die Leute klatschen frenetisch Beifall – kreischen wie Teenies bei einem Konzert von Justin Biber. Ich sehe Regina, wie sie hochspringt und jubelt, ja es ist Hugh Neff der als erster auf die lange Zielgerade einbiegt. Aber wird es reichen,? Denn nur kurz dahinter ist Allen Moore! Jetzt keinen Fehler mehr machen. Es reicht! Der Teufelskerl, der Gypsy Musher aus Tok hat das Yukon Quest 2012 gewonnen, mit nur 24 Sekunden(!) Vorsprung vor Allen Moore. Er fährt er mit Tränen in den Augen über die Ziellinie in Whitehorse !

Schneekönig

Was mag nun in einem Allen Moore vorgehen. Ich freue mich für Hugh Neff, er war fällig den Yukon Quest zu gewinnen. Er war schon einige Male Nah dran und jetzt hat er es endlich geschafft – ist am Ziel einer seiner Träume, als Musher. Natürlich weiß Hugh bei wem er sich zu bedanken hat, mit Tränen in den Augen geht er zu seinen Leadern und danach zu jedem einzelnen seiner Hunde und knuddelt sie. Dann geht er zu Allen Moore und reicht ihm die Hand. Welche große Geste – welch großartige Musher. Beide hätten den Sieg verdient gehabt, aber es kann nur einen geben und das ist dieses Jahr Hugh Neff.

Einige Stunden später treffe ich Hugh, Cor Guimond, Bruce Hagestorm und Heimi beim Frühstück im Westmark Hotel. Ich grüsse Neff und gratuliere zu dem großartigen Sieg. ‚Setz dich zu uns Sui, frühstücke mit uns‘. ‚Ich möchte nicht Hugh, denn ihr sollt den Sieg auskosten‘, erwidere ich. ‚Keine Wiederrede, setz dich zu uns, wir genießen das gemeinsam‘. Welch eine Freude, ich freue mich wie ein Schneekönig und Hugh erzählt aus dem Nähkästchen. Fast 1 1/2 Stunden sitzen wir zusammen und erzählen.

Noch ein paar tolle Tage in Whitehorse

Dann sagt Hugh wir brechen jetzt auf und werden Lance Mackey am Yukon River abseits der Offiziellen und der Fans begrüssen. Und genau das taten die vier dann auch. Lance erzählte es dann später in einem Interview, das Hugh ihn weit draussen vor der Zielinie begrüsste und Lance konnte es erst nicht glauben das Hugh gewonnen hatte, er freute sich für seinen Freund und sagte er hätte es dieses Jahr verdient gehabt !

Ich erlebte noch ein paar tolle Tage in Whitehorse und sah fast alle Musher die Ziellinie überqueren. Es wurde ein tolles Rahmenprogramm in der alten Feuerwehrhalle geboten. Dort wurden Videofilme über das Yukon Quest gezeigt, Normand Casavant hielt dort vor Schulklassen Vorträge wie man Puppies trainiert und über den Yukon Quest. Ein Tag in englisch – den anderen in französisch. Es waren wundervolle Tage in Alaska und Kanada. Ich habe viele alte Freunde und neue Freunde getroffen und kennengelernt. Aber der Tag der Abreise nahte und so konnte ich leider nicht am Abschlussbanquet mehr teilnehmen.

Ein besonderer Dank an alle Freiwilligen Helfer, die Vets, den Race Marshal und seine Judges – ihr habt einen tollen Job gemacht. Sab Schülle, Peter Kamper und seine Crew in Mile 101, Rolf und Ingrid Schmitt, Marti Steury, Tracie Stalker, Bruce, Cherebear und und und… hier jeden zu nennen würde nochmals einige Seiten füllen !

Danke, dass ich dabei sein durfte !!!

Wer sich für mehr Yukon Quest Geschichten interessiert, der kann sich die Reportagen auf www.yukonquest.info durchlesen. Dort findet ihr auch alles Wissenswerte über den Yukon Quest. Die Reportagen von 2007, 2008 und 2010 wurden von mir veröffentlicht. Und wer einmal eine geführte deutschsprachige Reise dorthin machen möchte der kann sich unter www.yukonpferde.com das ganze einmal anschauen und ist vielleicht beim 30. Yukon Quest 2013 live dabei ? Wer hat Fragen? Nur zu, unter sui.kings@netcologne.de stehe ich Euch gerne mit Fragen bezüglich des Yukon Quest zur Verfügung ! Auf Trackleaders könnt ihr das komplette Yukon Quest 2012 Rennen nochmals nachverfolgen.

Ich hoffe ich habe Euch nicht zu sehr gelangweilt mit diesem Bericht und hoffe das Peter Kamper das nächstes Jahr wieder übernehmen kann ?!
Es war mir eine Freude und ich hoffe ich habe dich nicht zu sehr enttäuscht Peter ?!
Good Mush und always Happy Trails

Sui Kings