Yukon Quest Bericht 2012 / 4

Yukon Quest Reise Bericht 2012 von Sui Kings © Copyright Sui Kings

Yukon Quest (c) Yukon Quest / Carsten Thies

Am frühen Nachmittag erreiche ich Circle City – die kleine Indianer Siedlung unweit des Polarkreises mit gerade mal 70 Einwohnern. Ich fahre direkt zur örtlichen Schule und treffe dort den Schulleiter noch an und frage ihn, ob die Schule auch dieses Jahr wieder für den Tross des Yukon Quest geöffnet bleibt. Er hört an meinem Akzent dass ich aus Deutschland komme und erzählt mir, wo er schon überall in Deutschland war.

Ich bin immer wieder erstaunt, wo man Menschen trifft, die sich in Deutschland so gut auskennen und einen fragen, ob man schon an jenen Orten gewesen sei und dieses dann kleinlaut mit ‚Nein‘ beantworten muss. Da treffe ich hier am ‚Arsch der Welt‘, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen einen Lehrer, der sich besser in Deutschland auskennt, als man selbst und das beschämt mich auf eine Art und Weise, die mich nachdenklich macht. Er nennt mir den Preis für die Übernachtung und am Morgen würden die Schüler Frühstück zubereiten.

In Circle City

Er bietet mir den Gymraum als Schlafstätte an, die Toiletten und die Dusche dürfen nicht benutzt werden, da es im Moment kein Wasser gäbe, eine Leitung sei defekt. Tolle Wurst denke ich bei mir! Dafür habe ich im Gymraum Highspeed Internet Verbindung, der Schule sei Dank. Ich bereite mir das Nachtlager und gehe nochmal rüber zur Old Firehall, welche ja der eigentliche Checkpoint ist. Hier ist noch alles ruhig und man versichert mir, dass es noch Stunden dauert bis der erste Musher in Circle City eintrifft. Ich bedanke mich für die Auskunft und gehe wieder rüber zur Schule und haue mich etwas aus Ohr, denn mittlerweile bin ich ja auch schon lange auf den Beinen.

Ich stelle mir extra den Wecker, um den ersten Musher, der laut Tracker um ca. 5 Uhr erwartet wird nicht zu verpassen. Als der Wecker klingelt schaue ich schnell im Internet nach, wo denn der erste Musher jetzt ist. Plötzlich bin ich hellwach. Laut Internet sind schon drei Musher in Circle City, ich ziehe mir schnell die Stiefel an und renne rüber zum Dog Yard. Tatsächlich liegen dort schon drei Teams im Stroh. Ich fasse es nicht, während ich den Schlaf des Gerechten hielt, fuhren schon drei Teams in Circle City ein. Könnte mir in den Arsch beißen !!! Ich hoffe ich sehe noch ein paar Teams einfahren ? Während Brent Sass schon oben auf dem alten Feuerwehr Auto liegt und laut schnarcht, gönnt sich Lance Mackey gerade ein opulentes Frühstück – gibt noch ein Interview und legt sich dann auch oben auf das alte Feuerwehrauto.

‚Rose‘ die gute Seele von Circle City versorgt wieder alle mit prima Essen, Kaffee und bester Laune. Als es draussen anfängt zu dämmern machen sich Hugh Neff und Brent Sass, im Abstand von nur einer Minute auf den Trail nach Eagle. Da Slaven’s Cabin am Yukon zwischen Circle und Eagle in diesem dieses Jahr kein Dogdrop mehr ist, sondern nur ein Hospitality Stop, bedeutet das für die Musher, dass sie dort halten können (die Hütte wird unterhalten werden), aber keine Hunde abgeben dürfen oder Stroh erhalten. Damit werden die 240 km zwischen Circle und Eagle zur längsten Strecke des Rennens, in denen Musher und Hunde auf sich selbst angewiesen sind. Ich denke dies ist damit höchstwahrscheinlich auch die längste Strecke ohne offizielle Hilfe in jeglichem existierenden Langstrecken-Schlittenhunderennen.

Zurück nach Fairbanks

Nun wird es auch für mich Zeit aufzubrechen, damit ich auch die ersten Musher in Dawson City erwische, wie sie dort über die Ziellinie des Halbzeit-Checkpoint fahren. Ich möchte sehen, wer sich die 4 Unzen Gold einstreicht, die der Musher bekommt, der Dawson City als erster erreicht (vorausgesetzt er beendet das Rennen in Whitehorse). Gerade als ich raus gehe, kommt der Norweger Joar Leifseth Ulsom vom Team Beringia in Circle City an. Auch er liegt noch gut im Rennen. Ich schieße noch schnell ein paar Bilder von Joar und seinem Team und fahre dann rüber zur Schule, um meine Sachen zu packen und dann den langen Weg nach Dawson City anzutreten. Drüben in der Schule treffe ich den Lehrer vom Vortag und bedanke mich nochmals ganz herzlichst für die Gastfreundschaft die mir zuteil wurde – gebe ihm das Geld für die Übernachtung und breche auf.

Ich kann mich immer nur wiederholen und sage das es einfach nur traumhaft ist, in der Winterlandschaft Alaskas zu reisen, dazu Kaiserwetter, stahlblauer Himmel und Sonne satt. In Central stoppe ich nochmal kurz und tanke das Auto auf. Hier erfahre ich das Mike Ellis der sympatische Musher aus Alaska, der als einziger dieses Jahr mit einem reinen Siberian Husky Team am Start war, aus dem Rennen ist. Er muss sich am Eagle Summit so die Schulter verletzt haben, dass er aufgeben musste. Schade für Mike und für alle Fans der Siberian Huskys. Denn Mike hatte erzählt, dass er sich so gut vorbereitet hätte und er sich dieses Jahr Chancen unter den Top 5 ausgerechnet hat. Es wäre das beste Team was er je gefahren sei, gab er später in einem Interview bekannt ! Schade Mike, sehr schade es tut mir leid für dich !

Die Fahrt zurück über den Eagle Summit verläuft genauso, wie bei der Hinfahrt nach Central, es ist fast windstill und die Temperatur liegt gerade mal bei – 7 Grad Celsius. Eine Aussicht die man mit keinem Geld der Welt bezahlen kann. Auf der weiteren Fahrt zurück nach Fairbanks sehe ich noch ein ganzes Rudel Caribous aber dafür keinen einzigen Elch. Ich kehre in Fairbanks nochmal kurz bei Dennys ein, esse dort gut zu Mittag, tanke das Auto auf und weiter geht es bis nach Tok. Hier beschließe ich die Nacht im Snowshoe Motel zu verbringen. Am nächsten morgen geht es schon um kurz nach 6 Uhr weiter. Um 8 Uhr passiere ich die Grenze nach Canada und muss die Uhr nun eine Stunde vorstellen. Es fängt leicht zu schneien an und so bleibt mir der Blick auf die grandiose Bergwelt der Wrangell und Elias Mountains verwehrt.

Nächtliche Einbrecher ?

Hier im Yukon Territory bekomme ich wieder Caribous und Elche zu sehen die für Kurzweil sorgen und ich ab und zu stoppe um Bilder zu machen, die Fahrt zieht sich wie Kaugummi. In Destruction Bay am Kluane Lake gelegen stoppe ich nochmal kurz zum tanken und esse eine Kleinigkeit. Dann geht es auch schon wieder weiter. Immer weiter durch eine grandiose Natur und einer Landschaft, von der ich noch nach meiner Rückkehr träumen werde. So geht es dann immer weiter, tanken in Whitehorse, Carmacks, Pelly Crossing und nach 15 Stunden nie zu enden wollender Autofahrt erreiche ich dann endlich die alte Goldgräber Siedlung Dawson City am Zusammenfluss von Klondike und Yukon River.

Hier ist der Halbzeit Checkpoint und Musher und Hunde müssen einen 36 Stunden Mandatory Layover einlegen. Und hier dürfen dann auch die Musher Hilfe von außen annehmen. Ich beziehe Quartier im Downtown Hotel, man gibt mir ein Zimmer im Nebengebäude auf der anderen Seite der Straße. Dann will ich nochmal kurz im Internet checken, wo die einzelnen Musher nun sind und bekomme keine Verbindung – shit happens. Ich haue mich in die Koje und werde mitten in der Nacht geweckt.

Da versucht jemand die Tür meines Zimmer zu öffnen und noch bevor ich aus dem Bett bin stehen plötzlich eine junge Frau und ein junger Mann im Zimmer. Ich schalte das Licht an und sage sorry Leute falsches Zimmer hier wohnt schon jemand ! Und als die junge Frau dann Ihren Zimmerschlüssel begutachtet sieht sie, dass sie ihr eigentliches Zimmer um zwei Türen verpasst hat. Sie entschuldigen sich und ziehen von dannen, mir gibt das aber zu denken. Am nächsten morgen gehts nach einem guten Frühstück rüber zum Checkpoint, hier funktioniert die Internetverbindung und es herrscht reges Treiben.

Draußen wird eifrig am Halbzeit Zieleinlauf gebaut: Werbebanner aufgehängt und Flutlichtstrahler angebracht (was eine Idee von Peter Kamper war und in den letzten Jahren für genügend Licht im Zielbereich sorgte). Es herrscht einige Betriebsamkeit und ich beschließe auf die andere Seite nach West Dawson City zu gehen, um mich im eigentlichen Dog Yard umzusehen. Im Winter gelangt man nach West Dawson über eine Eis Bridge. Der Yukon River friert hier im Winter so dick zu das auch Trucks bis 26 Tonnen Gewicht die Eisbridge benutzen dürfen !