Yukon Quest Bericht 2012 / 2

Yukon Quest Reise Bericht 2012 von Sui Kings © Copyright Sui Kings

Yukon Quest © Yukon Quest

Ich habe mir ein schönes Plätzchen innerhalb des Zauns gesucht und liege im Schnee, um noch einige Kamera-Einstellungen zu checken. Dann höre ich lautes Gejaule und der Sprecher an der Startlinie kündigt den ersten Musher an. Es ist Allen Moore dessen Team von vielen Helfern zur Startlinie gebracht wird. Die Hunde zerren und springen in ihren Geschirren und es sind einige Helfer nötig um die Meute zu bändigen. Der Schlitten von Allen Moore ist noch mit einem Seil an einem Skidoo verbunden, welches die Helfer unterstützt die Hunde zu bremsen. Da ist schon eine geballte Ladung Kraft im Spiel wenn 14 Alaskan Huskys es nicht mehr erwarten können auf den Trail zu gehen!

Auch Allen betätigt immer wieder die Krallenbremse und redet seinen Hunden zu. Allen Moore hat noch ein paar Minuten bis zum Start, er tritt zwei Schneeanker so gut es geht in den Schnee und geht nochmal das gesamte Team ab, tätschelt jeden einzelnen seiner 14 Hunde und spricht mit ihnen. Ganz besonders viel Aufmerksamkeit bekommen die beiden Leader.

Die Sprecherin erzählt den Zuschauern derweil etwas über den Musher, woher er kommt, welche Blutlinien das Team hat, welche Rennen der Musher schon gefahren ist und die Plazierungen usw. also es ist immer für Kurzweil gesorgt. Dann beginnt der Coutdown und um Punkt 11 Uhr Ortszeit begibt sich Allen Moore auf die 1600 km lange Strecke des 29. Yukon Quest. Allen steht voll auf der Bremsmatte, so das der Schnee nur so staubt. Er wird mit viel Beifall und guten Wünschen der Zuschauer verabschiedet.

Es sind nun doch ca. 1500- 2000 Zuschauer die den Startbereich säumen und dort wo der Zaun aufhört wird es sehr eng für die Musher sich einen Weg zu bahnen. Allen Moore klatscht noch viele Hände ab, die ihm entgegengestreckt werden und nach ein paar Minuten ist er schon nicht mehr zu sehen und hinter einer Kehre auf dem Cheena River verschwunden. Die nächste die startet, ist Kristy Berington und auch bei ihr haben die Helfer einiges zu tun, um die Hundemeute im Griff zu halten. Man ist in den letzten Jahren dazu übergangen die Musher in drei Minuten Abständen starten zu lassen.

Michael Telpin und seine Chukchi Hunde

Um Punkt 11.03 Uhr geht Kristy Berington das Abenteuer Yukon Quest an. Sie steht lange nicht so entspannt auf dem Schlitten, wie Allen Moore, der wirklich relaxt aussah. Kristy hingegen wirkt angespannt – hat diesen Tunnelblick – kommt aber auch ohne Probleme durch die Menschenmassen, die den Trail dort wo der Zaun aufhört, immer enger werden lassen. So geht einer nach dem anderen auf den Trail. Wirklich interessant wurde es dann nochmal als der Russe Michael Telpin, als letzter Starter mit seinen Chukchi Hunden an der Startlinie vorfuhr. Die Geschirre der Hunde schienen aus einem anderen Jahrhundert zu sein, alles von Hand selbst genäht. Als er losfuhr schien es so als wollte er auf Trapline gehen und nicht an einem 1600 km Rennen teilnehmen.

Er hatte aber schon im Vorfeld angekündigt das Rennen zu genießen und Land und Leute kennenlernen zu wollen. Für ihn schien der olympische Gedanke zu zählen; dabei sein ist alles! Was mich aber stutzig machte, war die Tatsache das Telpin nur mit neun Hunden das Rennen anging. Ich wusste das er 11 Hunde zur Verfügung hatte, anstatt der üblichen 14 Hunde. Später erfuhr ich dann, dass er mit neun Vierbeinern starten musste, da sein Doghandler zwei Hunde fallen lies, als er versuchte sie aus der oberen Dogbox des Pickup zu holen und die Hunde sich dabei so verletzten, dass sie nicht am Rennen teilnehmen konnten. Armer Michael Telpin ! So ging Michael Telpin als letzter des 23 Teilnehmer zählenden Feldes um 12.09 Uhr auf den Trail nach Whitehorse.

Two Rivers

Nachdem die Musher nun alle auf dem Trail waren, genehmigte ich mir noch ein ausgiebiges Mittags Essen bei Danys und machte mich dann auch auf den Weg nach Two Rivers dem ersten Checkpoint nach 115 km. Ich hielt mich aber nur kurz hier auf, da ich Peter Kamper ja versprochen hatte als Volunteer in Mile 101 mit anzupacken. Einige Musher nahmen hier Stroh, Proviant, Wasser und Brennstoff und fuhren durch. Andere wiederum genehmigten sich Pausen von 1-4 Stunden. Michael Telpin nahm hier sogar schon acht Stunden Rast nach nur 115 km ! Von Two Rivers aus führt der Trail dann über den ersten Berg – den Rosebud Summit.

Gen Mile 101

Für mich hieß es ab Two Rivers zurück auf der Cheena Hot Spring Road (Sackgasse) und dann den Steese Highway hoch bis nach Mile 101. Ich hoffte nur das der Twelve Mile Summit offen ist, denn das Wetter dort in den White Mountains macht seinem Namen alle Ehre. Von einer Minute auf die andere kann hier das Wetter wechseln und wenn der Pass gesperrt ist, heißt es manchmal Stunden lang warten auf den Räumdienst.

Da es bereits anfing zu dämmern, war alle höchste Vorsicht geboten denn das Gold Stream Valley ist bekannt für seine hohe Elch Population und eine Begegnung mit diesen großen Tieren möchte ich mir und dem Auto ersparen. Eine winterliche Fahrt auf dem Steese Highway hat schon was für sich, aber meine Bedenken waren unbegründet – das Wetter ist hervorragend. Der Vollmond leuchtet vom Himmel, der Highway ist gut zu sehen und die Temperaturen wechseln von -20 Cels bis -9 Cels., kommt drauf an ob ich gerade einen Pass überfahre oder mich im Tal befinde.

Um kurz vor 19 Uhr erreichte ich dann den Checkpoint Mile 101 und freute mich riesig alte Bekannte wieder zu sehen! Ich bekam sofort Essen und Trinken angeboten. Eins muss man Peter Kamper ja hoch anrechnen, er führt den Checkpoint Mile 101 ja schon seit etlichen Jahren als Checkpoint Manager und seine Crew wechselt ja auch schonmal, aber Peter bekommt es immer wieder hin eine eingeschworene Einheit für diesen Checkpoint zu bekommen. Auch wenn der Boss mal schläft, weiß jeder Einzelne von seinem Team was zu tun ist, aber wann schläft Peter mal? Selten höchst selten!