Yukon Quest Bericht 2012 / 6

Yukon Quest Reise Bericht 2012 von Sui Kings © Copyright Sui Kings

Hugh Neff (c) Yukon Quest

Während die ersten sieben Musher dem Ziel Whitehorse schon entgegenfahren, kommen andere Musher, wie der Lokalmatador Brian Wilmshurst, der in Dawson City lebt, gerade im Halbzeitziel an. Er wird von den Einheimischen empfangen, als hätte er das Yukon Quest 2012 gerade gewonnen. Brian ist so gerührt und es kullern ein paar Freudentränen. Nach einer ruhigen Nacht und einem guten Frühstück mache ich mich dann auf den Weg nach Pelly Crossing. Ich komme gut voran und nach gut einer Stunde Fahrt schaue ich entgeistert auf die Anzeige der Außentemperatur die schwankt zwischen -4 Grad C. und + 2 Grad C. ! Sicher werden die Musher die Kühle des Abend nutzen und über Tag rasten.

Gegen 17 Uhr erreichte ich dann Pelly Crossing – die Native Siedlung direkt am gleichnamigen Fluss, dem Pelly River gelegen. Hier herrschte schon Betriebsamkeit und zu meiner Verwunderung war sogar die Küche des Gemeinde-Zentrums welches als Checkpoint dient für „Jedermann“ geöffnet! Letztes Jahr gab es hier nur Essen für Offizielle und Musher. Das gewöhnliche Fussvolk musste sehen wo es blieb !

Jetzt wo die Royal Mounted Police den Checkpoint leitet gibt es hier wieder, wie vor einigen Jahren, auch schon einmal Essen für Jedermann – eine erfreuliche Entwicklung. In der großen Halle die als Schlafsaal, Kommunikationsraum für Presse und Fotografen dient wird schon spekuliert, geschrieben, vermutet und im Kaffeesatz gelesen. Das schlimme ist, dass die Verbindung des Internet immer wieder zusammenbricht und nur einige wenige der offiziellen Fotografen und Filmemacher des Yukon Quest Internet Verbindung haben. Der gewöhnliche Hobby Fotograf und Schreiberling bleibt wieder einmal auf der Strecke. Nun heißt es warten bis die Verbindung steht, um auf dem Live Tracker zu sehen, wo die einzelnen Musher sich befinden. Das ganze sieht wieder nach einer langen – sehr langen Nacht aus!

Moore auch Erster in Pelly – Neff nun vor Mackey

Um 3:09 Uhr in der Frühe hat das Warten ein Ende. Allen Moore fährt in den Checkpoint Pelly Crossing ein, er snackt seine Hunde und erklärt dem Checker das er hier bleibt und Pause macht. Nur 18 Minuten nach Allen Moore, um 3:27 Uhr kommt auch schon Hugh Neff in Pelly Crossing an und auch er bleibt hier im Checkpoint, um den Hunden eine Pause zu gönnen. Wo bleibt Lance Mackey?

Hugh Neff und Lance Mackey sind bekannt dafür das sie oft zusammen fahren, man nennt beide auch gerne die Siamesischen Zwillinge. Vielleicht kann Lance das Tempo der beiden Führenden nicht mitgehen? Er hat am Anfang des Rennes schon immer wieder betont, dass das Rennen für ihn eine Standort-Bestimmung sei. Er habe ein neues, junges Team zusammen gestellt und möchte wissen, wo er steht. Aber wer Lance Mackey – den alten Fuchs kennt – weiß, dass er noch so jede kleine sich ihm bietende Chance nutzt, um anzugreifen oder die Schwäche der andern ausnutzt. Aber es dauert noch bis 4:32 Uhr bis Mackey im Checkpoint Pelly Crossing ankommt.

Der Gypsy Musher erhält eine Zeitstrafe

Es ist immer wieder interessant, zu sehen wie jeder Musher seine eigene Taktik hat und vorgeht, um seine Hunde zu füttern, massieren und Booties anzulegen. Nachdem die Hunde gut versorgt sind und sich im Stroh ausruhen, gönnen sich die Musher eine Mahlzeit und etwas mehr als eine knappe Stunde Schlaf. Von jetzt an, wird sich belauert und beobachtet. Jeder hat zwar seine Taktik aber die ist schnell über den Haufen geworfen, wenn der Kontrahent anfängt sein Team für den Aufbruch fertig zu machen.

Und so kommt es, dass Allen Moore zwar mit 12 Hunden, um 6:05 Uhr wieder auf den Trail geht, Hugh Neff ihm aber um 6:09 Uhr – nur 4 Min später – mit seiner Meute im Nacken sitzt. Allen Moore müsste eigentlich den Atem von Hugh Neff spüren der mit 11 Hunden wieder auf den Trail geht. Aber dann kommt es knüppeldick für Neff! Er hat in Dawson City seine Axt, die zur Ausrüstung gehört, vergessen und bekommt dafür eine Zeitstrafe von 30 Minuten aufgebrummt. Diese Zeitstrafe wird zu den 8 Stunden Zwangspause hinzugezählt, welche die Musher noch in Braeburn vor sich haben. Ohje armer Hugh Neff aber Regeln sind Regeln und ich bin mir ziemlich sicher, dass dies dem Racemarshal nicht einfach gefallen ist solch eine Strafe zu verhängen, denn Hugh Neff ist was das betrifft ein gebranntes Kind.

Wird hier ein Musher vielleicht um den Sieg gebracht ? Aber Hugh Neff wäre nicht der „Gypsy Musher“. Dieser Musher hat eine unglaubliche Gabe und positive Energie, er glaubt immer an sich und an sein Team und wenn er diese positive Energie auf sein Team übertragen kann, ist auch mit dieser Zeitstrafe im Gepäck noch alles offen und möglich! Wir werden es sehen. Lance Mackey lässt sich noch bis 8:11 Uhr Zeit und bricht dann mit neun Hunden zum nächsten Checkpoint Carmacks auf. Mal schauen, ob er noch ins Geschehen eingreifen kann ?

Trio Moore, Mackey und Neff in Führung


Ich beschliesse auch meinen Kram zu packen und nach Carmacks zu fahren, um dort auf das Führungstrio zu warten. Auf der Fahrt von Pelly Crossing nach Carmacks steigt die Temperatur Stellenweise auf + 2 C. an. In Carmacks habe ich die Möglichkeit mich noch etwas aufs Ohr zu hauen. Dort angekommen, musste ich feststellen, dass noch mehr den gleichen Gedanken hatten wie ich. Zuerst nochmal schnell im Internet nachgeschaut, wo sich die Musher gerade befinden und dann haue ich mich für ein paar Stündchen aufs Ohr bzw. Isomatte. Ich schlafe für 2-3 Stunden dann bin ich wieder auf: Sofort im Internet checken wer vorne liegt und dann etwas frühstücken. Es wird viel spekuliert und diskutiert, ob die Strafe für Hugh Neff gerecht ist oder ob man nicht auch eine Geldstrafe hätte verhängen können? Ich kenne das Regelbuch nicht, was es in solch einem Fall für Möglichkeiten gibt.

Es dauert noch bis zum frühen Nachmittag, als die Sonne gerade hinter einem Bergrücken verschwindet, als Hugh Neff um 15:55 Uhr in Carmacks einfährt und nur drei Minuten hinter ihm, um 15:55 Uhr Allen Moore. Beide Musher wollen hier eine Pause machen und sofort kümmern sich die Tierärzte, um beide Hundeteams. Wie auch in all den anderen Checkpoints, der Hund steht immer an erster Stelle !