Yukon Quest Reise Bericht 2012 von Sui Kings © Copyright Sui Kings
Ich frage in die Runde: Wann erwartet ihr den ersten Musher? Oh du kannst tippen Sui wie letztes Jahr, setz einen Dollar auf eine Uhrzeit, wenn du meinst, dass der Erste reinkommt. Wer am nächsten an dieser Zeit liegt bekommt das Geld, welches im Pott ist! Schönes Spiel, aber um es kurz zu machen, ich haue wieder einmal voll daneben trotz Live-Tracker! Ich nehme das Angebot etwas zu Essen und zu Trinken gerne an, hier gibt es noch Kaffee der den Namen Kaffee auch verdient. Nach dem guten Essen und einigen Tassen Kaffee ziehe ich mich noch für 2-3 Stunden ins Auto zurück, um Tagebuch zu schreiben.
Aber um kurz nach 23 Uhr werde ich unruhig und gehe wieder hoch zur Haupthütte von Mile 101 welche als Küche, Aufwärmraum, Spekulationshütte, Kaffeesatzlesehütte und einfach als Hütte wo Neuigkeiten ausgetauscht werden, genutzt wird. Der Mond steht über den Bergen und taucht den Eagle Summit und den Checkpoint Mile 101 in ein fast mystisches Licht. Leichte Nordlichter, die über den Nachthimmel wabern, komplettieren diese wunderschöne Szenerie. Das Thermometer zeigt knapp -20 Grad Cels. an, für hiesige Verhältnisse recht warm!
Die ersten Teams in Mile 101
Wenn der YQ-Live-Tracker richtig geht, dann müsste der erste Musher in Kürze hier eintreffen. Und wenn alles seine Richtigkeit mit diesem Tracker hat, dann müsste das Brent Sass sein, der das Rennen wieder einmal sehr schnell angeht. Brent Sass ist dieses Jahr ohne seinen legendären Leithund Silver unterwegs. Brent möchte ihn für das Iditarod (Iditarod-Race), dass in wenigen Wochen startet, schonen! Um 2:52 Uhr in der Frühe erreicht Brent Sass den Checkpoint Mile 101 als Erster. Er kann sich nun entscheiden, ob er seine vier Stunden Zwangsrast hier in Mile 101 antritt oder sie im nächsten Checkpoint Central nimmt. Brent entschließt sich hier in Mile 101 zu bleiben.
Nur 50 Minuten später kommt um 3:42 Uhr Sonny Lindner in Mile 101 an, auch er entschließt sich hier seine vier Stunden Rast zu machen. Die ersten fünf Teams sind alle nur knapp drei Stunden voneinander getrennt und jedes Team hat noch alle 14 Hunde im Gespann. Unter den ersten Mushern ist auch der Rookie Jake Berkowitz. Es geht zu wie in einem Taubenschlag und das wird gegen morgen noch doller, wenn Teams reinkommen und andere den Checkpoint wieder verlassen.
Peters Crew und auch die Vets (Tierärzte) haben alle Hände voll zu tun. Es gibt keine Verschnaufpause und gegen morgen kommt auch noch ein TV-Team aus Fairbanks und möchte natürlich Interviews, aktuelle Infos usw. Da muss man Peter und seinem Team absolut professionelle Arbeit bescheinigen, die lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen! Die Musher versorgen zu aller erst ihre Hunde: ein Strohlager wird hergerichtet, Futter gekocht, Muskeln massiert, Pfoten behandeln und eingecremt. Erst wenn alle diese Arbeiten verrichtet sind werden die Musher selbst in der Haupthütte von Peters Küchenfee Georganne fürstlich bewirtet. Und wenn dann noch Zeit bleibt, hauen sie sich noch etwas aufs Ohr, was aber meistens selten ist.
Eagle Summit
Um 7:34 Uhr macht sich Brent Sass dann wieder auf den Trail und die ersten fünf Teams folgen ihm in einem Zeitfenster von 2 1/2 Stunden. Die Jagd hat begonnen. Alle der ersten Fünf, bis auf Allen Moore, verlassen den Checkpoint Mile 101 auch wieder mit 14 Hunden. Moore muss einen Hund droppen und ist nun mit 13 Hunden auf dem Trail unterwegs. Von Mile 101 geht es über den berüchtigten Eagle Summit mit einer höllischen Abfahrt, von hier sind es bis zum nächsten Checkpoint Central nur 53 km aber die haben es in sich.
Als der Morgen graut, wird es etwas ruhiger. Die ersten Musher sind schon auf dem Trail über den Eagle Summit nach Central und das Feld zieht sich nun immer mehr auseinander. Ich beschließe nun für mich auch eine kleine Pause einzulegen, habe ich doch die ganze Nacht draußen verbracht und Peters Team immer wieder Musher gemeldet, die schon von weitem – dank ihrer Stirnlampe zu sehen waren. So hatten sie mindestens noch fünf Minuten Zeit sich zu überlegen, wo sie das Team unterbringen, denn der Stake Out Platz in Mile 101 ist sehr begrenzt.
Ich gehe zur guten Küchenfee Georganne und die zaubert innerhalb weniger Minuten ein Frühstück mit Speck und Eiern, dazu starken Kaffee, so das die Lebensgeister schnell zurückkehren. Mittlerweile ist auch der ‚Armchair Musher‘ Sab Schnülle in Mile 101 angekommen und gibt fachmännisch seine Kommentare zu den einzelnen Teams ab. Ist schon sehr interessant einem Musher im Ruhestand zuzuhören. Sab ist ja dieses Jahr mehr oder weniger in Eigenregie unterwegs. Hat Hundeschlitten mit Skidoo getauscht, findet diese Art zu Reisen aber auch höchst interessant und ich finde Sabs Berichte und Bilder einfach klasse, weil er auch aus dem Nähkästchen plaudert. Und wenn einer nach Rat fragt, bekommt er auch stets eine Antwort.
Birch Creek
Gegen Mittag, als schon die meisten Teams Mile 101 wieder verlassen haben, entschließe ich mich in Richtung Central aufzubrechen. Ich verabschiede mich von allen Crew Mitgliedern und spreche ihnen nochmals meinen besten Dank aus. Einfach toll wie diese Crew alles im Griff hatte, es war mir eine Ehre ein Teil von diesem Team zu sein, auch wenn meine Dienste in Mile 101 eher bescheiden ausgefallen sind !
Ich kann es kaum glauben als ich über Eagle Summit fahre, kein Lüftchen weht, gerade mal -6 Grad Celsius. Eine traumhafte Aussicht auf die Bergwelt der White Mountains, ich stoppe ein paarmal, um das ganze in mich aufzusaugen und um Bilder zu machen. Das hatte ich wirklich noch nicht, so ein Wetter auf Eagle Summit und wünsche mir nun, dass alle Musher in diesem Wetter über den Berg kommen. Nach gut einer Stunde Fahrt erreiche ich den Checkpoint Central. Ich komme gerade noch rechtzeitig, um Allen Moore in Central einfahren zu sehen. Sonny Lindner, Hugh Neff, Kyla Durham und auch Lance Mackey machen hier nochmal Pause.
Allen Moore und Brent Sass hingegen nehmen sich Proviant, Wasser, Brennstoff und einen Ballen Stroh und fahren weiter. Ich esse eine Kleinigkeit im Restaurant welches auch gleichzeitig der Checkpoint ist und mache mich danach auf den Weg zum Checkpoint Circle City, welcher 119 Km entfernt ist. Die Musher müssen von hier aus über den gefürchteten Birch Creek, wo fast immer ein frischer Wind weht und der wegen seiner Overflows die volle Aufmerksamkeit der Musher benötigt. Der Birch Creek wurde voriges Jahr Hans Gatt beinahe zum Verhängnis, als er in einen Overflow einbrach.