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Das Ausscheiden des als 'unbezwingbar' geltenden Neff und des Veteranen Gatt ("wenn irgend jemand Neff bezwingen kann ist es Gatt") innerhalb von weniger als 24 Stunden, verstoerte selbst die erfahrensten Reporter des Yukon Quest. Waehrend der Nacht erreichte nun Sebastian Schnuelle unerwartet den Checkpoint Mile 101 mit seinem altem Team und uebernahm die Fuehrung des Rennens . Die erfahrenen Hunde seines Teams hatten trotz des Sturmes den Trail ueber Eagle Summit bezwungen. Die Moeglichkeit eines Sieges stand ihm ins Gesicht geschrieben: "Ich hatte doch gesagt, dass mein Team schlechtes Wetter braucht", meinte er muede aber laechelnd waehrend er seine Hunde fuetterte und in trockenem Stroh bettete.
Die Nachricht ueber Hugh Neff daempfte allerdings auch seine Freude. Als er sich danach in die Kochhuette begab um eine wohlverdiente und natuerlich kostenlose Abendmahlzeit einzunehmen kam allerdings auch Ken Anderson an, der mit nur 8 Hunden der Presse nach ebenfalls keinerlei Chancen auf einen Sieg gehabt hatte. Wir fragten ihn ob er mit seinen Hunden bei uns rasten wollte. "Wo ist Sebastian ?", fragte der schneeverkrustete Musher und guckte sich um. - "Der isst grade in der Kochhuette," antworteten wir. Ein kurzes Zoegern folgte mit einem Blick auf sein Team: "Dann fahre ich weiter....".
Er streichelte seine Hunde, fuetterte ihnen ein paar leckere Bissen gefrohrenes Fleisch, lud etwas warmes von uns angebotenes Wasser fuer eine spaetere Hauptfuetterung in den Schlitten und verschwand wieder in der Dunkelheit der alaskanischen Nacht.
Ueber die letzten 70 km der 1600 km YQ-Rennens hatten nun vier verschiedene Musher das Rennen gefuehrt. Im Checkpoint Two Rivers, der weniger als 80 km entfernt lag erwartete die Musher eine 8-stündige Zwangsrast. Wer dort zuerst eintraf, hatte mit dieser Rast eine gute Chance das Rennen zu gewinnen. Sebastian Schnuelle's frohe Stimmung ueber seinen Vorsprung war vergangen und er guckte auf sein nur 50 Meter entferntes Team, das im Stroh schlafend rastete. Unruhig von einem Fuss auf den anderen tretend meinte er: "Ich sollte Ken folgen...", Seine Blick glitt von seinem Team in die Dunkelheit um den einsamen Checkpoint. Dann schuettelte er den Kopf: " Irgendwie fuehlt sich das nicht richtig an. Nein,.... ich bleibe hier." Er traf die Entscheidung zu Gunsten seiner Hunde.
Kurze Zeit spaeter traf ebenfalls eher unerwartet der Neuling des Rennens Dallas Seavey bei uns ein: "Das war die Hoelle da oben auf dem Berg. Sagt mir bloss nicht, dass nochmals ein solcher Steilhang auf uns zu kommt." Seine jugendliche Arroganz die ich in Dawson City so hautnah beobachtet hatte war ihm anscheindend vergangen. Allerdings beobachtete ich wieder einmal die fuer Langstreckenmusher seines Alters eher untypische Effektivitaet mit der er seine Hunde fuetterte und sich selbst versorgte. Jeder Handgriff sass fast perfekt. Dies war etwas an das ich vorher nur von wenigen Veteranen des Rennens gewoehnt war. Wie auch der Veterane des Rennens, Ken Anderson, verliess Dallas den Checkpoint knappe 20 Minuten nach seiner Ankunft. Sein gut aussehendes Team von 11 jungen bis mitteljahrigen Hunden erschien in hervorragender Verfassung zu sein.
Sebastian Schnuelle liess auch Dallas Seavey's Team in der Nacht verschwinden waehrend seine Hunde rasteten. Der Traum vom erneuten Sieg im Yukon Quest war wahrscheinlich dahin, aber er gab seinem Team eine solide 4-stündige Rast. Erst später machte er sich ueber eine Stunde spaeter auf den Trail zum Checkpoint 'Two Rivers' ohne selbst geschlafen zu haben. Er verbrachte allerdings einige Zeit damit seine Hunde zu massieren. "Meine Veteranen koennen vielleicht 8 Hunde einholen", meinte er indem er auf Ken Anderson hinwies. 11 junge Hunde (Dallas Seavy) koennten ein Problem werden."
Nach seiner Abfahrt diskutierte unsere Crew seine Handlungen und Entscheidungen in Mile 101. Selbst mit der Chance eines moeglichen Sieges hatte Schnuelle so nahe dem Ende des Rennens einen klaren Kopf bewahrt und seinen Hunden die Rast gegeben die er persoenlich als noetig emfand anstatt irgendwelche Hoffnung auf einen Spurt und die 8-stuendigen Zwangsrast in 'Two Rivers' zu setzen.
Das Abwaegen seiner Entscheidung, die Tatsache dass er sich nicht auf einen Rennkampf einliess der seinen Hunden schaden koennte und die Entscheidung - wenn auch mit Zoegern -sich von zwei Mushern ueberhohlen zu lassen nachdem er ploetzlich und eher unerwartet die Fuehrung uebernommen hatte, zeichnet ihn aus.
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