Verschiedene Reportagen über das Yukon Quest und das Yukon Quest 300.
:: Reportage 2006 ::
Berichte von Gerry Willomitzer:
Von
Gerry Willomitzer
© Copyright Gerry Willomitzer
Rückblick auf das Yukon Quest 2006
Circle - Dawson(Teil II)
Nachmittags kurz nach vier lief ich kurz hinter William Kleedehn in siebter Position in Circle ein. Routinemaeßig fuetterte ich
die Hunde, und versorgte die "Bande" mit den noetigen Massagen. Niemand humpelte, doch einige hatten leichte Muskelschmerzen,
also waren alle Schulterjacken im Einsatz. Von den Rennrichtern war nur Thomas Tetz anwesend, und langsam sickerte das Geruecht
durch, dass einige Teams am Eagle Summit "haengen geblieben" waren, und die US-Luftwaffe eine Rettungsaktion durchfuehrte.
Viel Zeit hatten wir nicht, darueber nachzudenken, es musste weitergehen, denn es lagen noch 750 Meilen vor uns.
Diejenigen "Kandidaten", die hinterher auch noch Iditarod fuhren (Gatt, Mackey, Neff und Schnülle), hatten somit noch 1750
Meilen (2.800 km) vor sich, woran sie sich in Circle gar nicht so gern erinnern ließen.
Beunruhigend fuer jeden war, dass wir nur wenig über die 450 km lange Strecke nach Dawson wussten. Mehr als die Haelfte davon
fuehrt auf dem Yukon, der Trail war geruechteweise genauso weich wie der, auf dem wir hierher gekommen waren, die Gefahr bei
leichtem Wind tagelang durch Schneeverwehungen zu laufen war groß. Niemand wollte als erster aus Circle rausfahren, doch so
langsam setzte sich der Tross in Bewegung und frueh um halb zwei war ich als sechster unterwegs nach Slaven's.
Die Schlitten sind bei der Abfahrt aus Circle immer brechend voll und schwer, denn erst in Eagle kann man wieder Proviant
aufnehmen und der Trail auf dem Yukon kann unberechenbar sein. Ich musste mit dem Schlimmsten rechnen. Nach einer halben Stunde
auf weichem Trail wurde dieser ploetzlich hart und relativ schnell, was eine große Erleichterung war. Das Rennen schien jetzt
fast schon Spass zu machen.
Die Fahrt von Circle nach Eagle ist einer der grandiosesten Abschnitte des Yukon Quest. Der Yukon ist hier mehrere Kilometer
breit, es kann mehr als eine Stunde dauern, eine der langen Flussschleifen zu durchfahren. 2005 war mir auf diesem Abschnitt
eine Stunde suedlich von Kandik Cabin in der Fuehrungsgruppe liegend eine Schlittenkufe gebrochen, und schnell wird einem in
so einer Situation klar, wie winzig und unbedeutend man in dieser unbarmherzigen Landschaft ist. Wenn's gut laeuft ist die Fahrt
auf dem Yukon hingegen grandios, und momentan lief es gut. Wir passierten Dill's Cabin, wo ich 2005 gecampt hatte, und zwei
Stunden spaeter Smith's Cabin, wo ich 2005 nach Werkzeugen zur Schlittenreparatur gesucht hatte. Kurz nach Smith's hoerte
Maggie, eine meiner Hauptleithunde, auf zu ziehen, und ich musste sie in den Schlittensack laden. Zum Glueck war der Trail
hart und schnell, es kostete nicht zuviel Muehe, Maggie nach Slaven's zu befoerdern. Kurz nach 9 Uhr traf ich in Slaven's ein,
versorgte die Hunde, massierte, und liess Maggie untersuchen. Kein Befund, vielleicht eine schwer festzustellende
Muskelverletzung. Das Resultat war klar, Maggie musste Slaven's per Flugzeug verlassen, womit mir noch 11 Hunde blieben.
Meine erstes Quest hatte ich mit 11 Hunden beendet, doch hier in Slaven's hatten wir noch nicht einmal ein Drittel des
Rennens hinter uns. Trotzdem liess ich mich nicht davon abhalten, das hervorragende Essen im Slaven's Roadhouse zu geniessen
und drei (so viel!) Stunden zu schlafen. Acht Stunden wollte ich hier bleiben, meine Position war mir egal, ich wollte
den Hunden genügend Zeit geben, um sich ausgiebig zu erholen. Mit dieser Einstellung beunruhigte es mich nicht zu sehr,
dass einige der Hunde leichten Durchfall bekamen. Das war jetzt nur ein weiteres Problem, das es in den Griff zu bekommen
hiess.
w e i t e r