Verschiedene Reportagen über das Yukon Quest und das Yukon Quest 300.
:: Reportage 2006 ::
Berichte von Gerry Willomitzer:
Von
Gerry Willomitzer
© Copyright Gerry Willomitzer
Rückblick auf das Yukon Quest 2006
Circle - Dawson(Teil II)
Einchecken, Team parken, snacken, Kocher "anwerfen", Booties abziehen, Jacken und "shoulder-Jackets" aufziehen, Stroh
ausbreiten und Tuglines abmachen. Die Hunde auf Verletzungen hin untersuchen, massieren mit Massageöl und Salben.
Zwischendurch den Kocher nicht vergessen. Mit Zuschauern, anderen Mushern und Medien reden. Futter anmischen, noch mal etwas
sitzen lassen, dann fuettern. Schlitten ausleeren, Proviantsaecke oeffnen und das ganze Chaos organisieren. Schlitten neu
packen, damit vor der Abfahrt alles schnell geht. Dann in den Checkpoint, Kleidung zum Trocknen aufhaengen, essen, trinken,
schlafen - ein, hoechstens zwei Stunden. Aufstehen, noch mal die Hunde waessern, untersuchen, Booties aufziehen, Tuglines
anhaengen, zum Checker vorfahren, das Sign-out Sheet unterschreiben und los.
150 Meilen nach Dawson, und gleich nach 100 Metern begann der Anstieg zum American Summit. Es war kurz vor sechs Uhr und
wurde dunkel. Wir liessen sofort Dave Dalton hinter uns, das Team hatte seinen Laufrhythmus gefunden, so wie ich meinen
Checkpoint-Rhythmus. Nach ca. 2 Stunden Anstieg auf dem Taylor Highway folgten die 5 Meilen über der Baumgrenze, schutzlos
den Elementen ausgesetzt. Doch es war windstill, kein Schneefall, gute Sicht, fast Vollmond. Die lange Abfahrt ins
Flusstal begann mit bretthartem "Sidehill", das Schlittenfahren war anspruchsvoll, was auch mein Ruecken merkte.
Gegen 1 Uhr morgens, nach einer Fahrt in mondheller Nacht durch verlassene Goldgraebersiedlungen wie Liberty und O'Brien,
erreichten wir den Fortymile River, kurz hinter Sebastian Schnuelle. Wir hatten ueber eine Stunde Zeit gut gemacht!
Auch Dave Dalton kam erst eine gute Stunde nach uns an, wir waren also flott unterwegs gewesen und jetzt in fuenfter
Position. Quest Musher Wayne Hall, der zu dieser Zeit gerade in Trout Creek Pause machte, hatte hier vor dem Rennen ein
Arctic Oven Zelt aufgebaut, dass er allen Mushern zum Schlafen anbot. Eine Stunde Schlaf musste genuegen, denn diese Pause
wollte ich kurz halten, um noch vor der Konkurrenz nach Dawson zu kommen. Mackey, Kleedehn und Gatt waren natuerlich schon
jetzt außer Reichweite, mit Problemen wie sie mein Team gehabt hatte kann man sich kaum in der Spitzengruppe halten.
Ich "zog den Haken" am Fortymile-Camp kurz hinter Sebastian, gleichzeitig traf Hugh Neff erst ein, er hatte also eine volle
Pause Rueckstand. Sebastian ueber holten wir züuegig im engem Canyon des Fortymile River, der einer der kaeltesten Abschnitte
auf dem Quest sein kann. Die Temperatur war in dieser Nacht "maessig", ich schaetze etwa bei 30 Grad minus, doch schon
-60 Grad wurden hier gemessen. Nach etwa 2 ½ Stunden passierten wir die Campspots von Gatt. Kleedehn, und Mackey, die
meiner Einschaetzung nach jetzt sechs Stunden vor uns lagen, aber keine Pause mehr machen mussten um nach Dawson zu kommen.
Wir hatten noch einen Stopp in Fortymile auf dem Program, um die "Batterien aufzuladen". Mein angeschlagenes Team liess
es nicht zu, die aggressive Taktik der Fuehrungsgruppe zu fahren. William hatte direkt an der Grenze gecampt, welche durch
einen Bogen aus Holzstangen von den "Canadian Rangers" markiert wurde. Formalitäten gab es keine, hier ins Nirgendwo traut
sich kein Zollbeamter.
In Fortymile wieder Checkpoint-Routine und die gewohnte Gastfreundschaft von Sebastian Jones und Shelley Brown. Jeden Winter
komme ich ein oder zweimal hierher (bei Quest und Percy DeWolfe) um mich "bekochen zu lassen" und auf dem Boden in ihrer Huette
zu schlafen. Diesmal war ich der erste Musher (Sebastian traf fast eine Stunde nach uns ein, das Fuehrungstrio hatte hier nicht
angehalten), und ich konnte auf dem Bett in der aeltesten bewohnte Hütte im Yukon (erbaut ca. 1890) schlafen!
Kurz vor Anbruch der Dunkelheit zogen Sebastian und ich die Haken. Auf dem gefrorenen Yukon ging es stromauf nach Dawson.
Es musste hier getaut haben, denn der Trail war bockelhart, stellenweise mit Eis überzogen und "rasant". Oft stand ich auf
der Bremsmatte. Jede Flussbiegung ist mir hier von meinen bisherigen Quests, Percy DeWolfe-Rennen und vom Kanufahren her
bekannt. Nach weniger als zwei Stunden passierten wir Cor und Agatas Homestead am Cassiar Creek, dann Percy deWolfe's
Halfway House, Halin's Bushcabin, 15 Mile River, 12 Mile River, die Emu-Farm. Fuenf Hunde in meinen Team wussten, wo diese
Fahrt enden sollte. Ich konnte spüren, dass sie Dawson ebenso im Sinn hatten wie ich. Eine weitere Biegung, Lichterschein
am Himmel, die Indianersiedlung Moosehide am linken Ufer, und Dawson geradeaus vor uns. In vierter Position begannen wir
unseren 36-stündigen Zwangsaufenthalt, leider mit zu viel Rueckstand zu den Herren Mackey, Kleedehn und Gatt, und zu dicht
gefolgt von Sebastian und Dave. Aber zumindest waren wir noch im Rennen, und das mit einem Team, dass jetzt sehr solide aussah.
Hinter uns war bereits fast die Haelfte des gesamten Feldes ausgeschieden.
w e i t e r