Verschiedene Reportagen über das Yukon Quest und das Yukon Quest 250.
:: Reportage 2003 ::
Abenteuer 2003:
Das Yukon Quest Schlittenhunderennen 2003 am Dogdrop Mile 101:
Von
Peter Kamper
© Copyright Peter Kamper
Hans Gatt machte kein grosses Aufheben um seinen grossen Vorsprung. Mit geuebten Handgriffen versorgte er seine hungrigen
Hunde und tauchte danach in unserer kleinen Huette auf um selbst eine Pfanne Ruehrei mit Speck zu essen nachdem er einen
grossen Teil seiner mit Eis und Schnee verkrusteten Kleidung ueber dem Ofen aufgehaengt hatte.
"Ich verstehe nicht, wieso die anderen so langsam sind", meinte er mit einem Kopfschuetteln. "Grosse Chancen hatte ich mir
eigendlich nicht ausgerechnet, da ich wegen der schlechten Schneeverhaeltnisse diesen Winter nur ungefaehr 1800 km an
Training gefahren habe." Waehrend er sich gedankenverloren und muede einen gebratenen Speckstreifen in den Mund schob
runzelte er seine Stirn: "Vielleicht ist das ganze Getue ueber Trainingskilometer ja einfach Unsinn....."
Der Mann, der im haertesten Schlittenhunderennen der Welt mit einem kaum aufhohlbaren Vorsprung 200 km vor der Ziellinie
fuehrte schien eher verwirrt als siegreich.
Natuerlich war der Trail hart und die -45 C, die er auf Birch Creek vor Central erlebte "etwas, das ich nicht nochmal
erleben will". Trotzdem schien es ihn fast zu stoeren, dass er nicht gejagt wurde.
Hans Gatt fuehrte fast ausschliesslich nach Pelly Crossing und war schon frueh im Rennen als Sieger auserkoren worden.
"Wo haben sie das Rennen eigendlich gewonnen ? ",fragte ich. "Irgendwas muss ja auf dem Trail passiert sein, was diesen
Vorsprung moeglich macht,oder ?"
Der muede Musher guckte einen Augenblick gedankenverloren in die Luft. Er hatte 1400 km des 1600 km Trails zurueckgelegt
und versuchte die Erinnerungen der letzten 10 schlaflosen Tage zu sortieren:"Steward River...", kam dann seine Antwort.
"Ich glaube es war in Steward River." (Steward River ist ein Dogdrop zwischen Pelly Crossing und Dawson).
Dann begann er zu schmunzeln: "Ich bin zu William und Thomas gegangen. (Kleedehn und Tetz). Ich hab gesagt:' Wir sollten
mal abfahren. Es ist Zeit.' ...aber die beiden meinten, dass ihre Hunde mehr Rast beduerften."
Hans Gatt schaufelte eine weitere Gabel Ruehrei in den Mund: " Tja,....meinte ich zu ihnen:" Dann werden wir uns wohl
nicht wiedersehen.....Und dann bin ich mit meinen Hunden abgefahren."
Natuerlich sahen sich die Musher spaeter wieder, aber das imposante Team des Oestereich/Kanadiers machte Aufholversuche
spaeter unmoeglich.
Es war seine Bescheidenheit und Ruhe, die imponierte. Das Wenden seiner Kleidung am Ofen zwischen zwei Bissen um mit
moeglichst trockener Kleidung den Trail nach Angel Creek anzutreten sowie die kurzen lang geuebten Handgriffe mit
denen er seine Hunde versorgte, zeichneten ihn als einen Long-Distance Musher aus, der wusste was er tat.
Als er im Morgengrauen bei -30 C seinem Team einen Happen fuettern um danach den Trail nach Angel Creek anzugehen
wussten wir alle, dass wir den Sieger der 2003 Quest verabschiedeten.
Er fuhr als erster in Fairbanks ein.
Als die Sonne am Himmel stand kamen drei Hundeteams ueber Eagle Summit, die in keinster Weise schlaefriger aussahen als
Gatt im Morgengrauen. William Kleedehn, Thomas Tetz und John Schandelmeier trafen in Dogdrop 101 innerhalb von ein paar
Minuten ein und natuerlich waren viele Reporter zugegen, da die Strasse von Central endlich gepfluegt war. Die drei Musher
liessen die Photoblitze und Fragen ruhig ueber sich ergehen, diskutierten den Trail und beantworteten Fragen mit einer
Ausgeglichenheit, die weder den langen Trail noch den Stress des Rennens wiederspiegelten.
w e i t e r