:: Reportage 2005 ::
Bericht ueber den Yukon Quest 2005:
Von
Peter Kamper
© Copyright Peter Kamper
Ausblick 2005 :
Anmeldeschluss fuer das Yukon Quest 2005 ist der 15. Dezember und viele Teams werden sich erst in den letzten Tagen zum Rennen
anmelden. Damit wird das Feld sicherlich wachsen nachdem diese Zeilen schon lange gedruckt sind.
Martin Masicotte, ein in Kanada sehr bekannter Mittelstreckenmusher, der waehrend des 2003 Yukon Quest durch schwere
Erfrierungen an seinen Haenden behindert wurde tritt auch in 2005 wieder an. Die fast demoralisierende Geschwindigkeit,
mit der er das Feld der Musher in 2003 beherrschte bis er sich diese Erfrierungen zuzog wird auch im kommenden Rennen von den
anderen Teilnehmern sicherlich nicht vergessen werden.
Nadeau, der in 1999 von Reportern 'das Gespenst' getauft wurde, als er das Rennen ueber fast 1300 km fuehrte und nie eingeholt
wurde bis Bruce Lee sich mit dem aus Ontario stammenden Frankokanadier eine mitternaechtliche Schlacht in einem Schneesturm am
steilen Osthang des Eagle Summit 300 km vor der Ziellinie lieferte ist Martin Masicotte's Lehrer. Es ist leicht, die in
Ost-Kanada gezuechteten Mittel-Lang-Streckenhunde und die Musher der Gegend zu unterschaetzen. Nadeau und Massicotte haben dies
beide bewiesen.
Rick Mackey's Sohn Lance, der sicherlich auf die Zucht der Langstreckenhunde seines beruehmten Vaters zurueckgreifen wird, geht
den Trail dieses Jahr zum ersten Mal an.
Catherine Pinard, die als Partnerin seit Jahren mit Wilhelm 'Ironwill' Kleedehn den Limpalong Kennel in den Yukon Territories
fuehrt, hat sich auch dieses Jahr wieder zum Rennen angemeldet. Es bestehen wenig Zweifel, dass auch Ironwill dieses Jahr den
Trail wieder ins Korn genommen hat. Allerdings haben weder er noch, wie schon erwaehnt Hans Gatt sich bisher angemeldet.
Auch fehlen bisher Thomas Tetz, ein weiterer in Kanada lebender deutscher Auswanderer, der ebenfalls zu den besten
Langstreckenmushern der Welt gehoert sowie der alaskanische Trapper und Pilot John Schandelmeier.
Der Kanadier
Frank Turner, der theoretisch immer noch die schnellste Rennzeit des 1600 km Rennens haelt und
bisher als einziger Musher zu jedem Rennen des Yukon Quest angetreten ist hat ebenfalls noch nichts von sich verlauten lassen.
Wenn Leute fragen ob diese Musher vielleicht ihre Interesse am Yukon Quest verloren haben (eine Frage, die mir jedes Jahr
gestellt wird) verweise ich auf den alten 'Rick Mackey-Trick'.
Herr Mackey, einer der bekanntesten Langstrecken-Musherveteranen in Alaska, meldete sich mit Vorliebe zum letztmoeglichen
Zeitpunkt mit einem gueltigen Poststempel an um das Rennen zu bestreiten. Seine Anmeldung kam dann gewoehnlich mit der
alaskanischen Post zwei Tage nach Anmeldeschluss im Fairbanks Buero des Yukon Quest an, war allerdings auf Grund des Stempels
gueltig.
Auch Langstreckenmusher haben Humor.
Das Feld von 20 Mushern im haertesten Schlittenhunderennen der Welt wird mit grosser Wahrscheinlichkeit auf
zumindest 30 Musher ansteigen bevor die Anmeldezeit am 15. Dezember endet.
Eines der groessten Probleme des 2005 Quest werden die katastrophalen
Waldbraende sein, die den hohen Norden dieses Jahr
heimgesucht haben. Gebiete, die die Grundfleache von Bayern und Sachsen uebersteigen sind in
Flammen aufgegangen nachdem der Sommerregen ausfiel. Die meisten Feuer wurden durch Blitzeinschlaege ausgeloest.
In einem Interview sagte Layne St. John, der Direktor des Yukon Quest :"Teile des Trails sind fuer Hundeteams im Augenblick
unbefahrbar. Sobald genuegend Schnee gefallen ist werden Trailbreaker den Trail auf der alaskanischen Seite von umgestuerzten
Bauemen befreien. Der Boundary und Wolf Creek Waldbrand (zwei der groessten alaskanischen Waldbraende des Jahres) haben
allerdings zumindest 100 km des Trails verwuestet. Freiwillige Teams in den Doerfern entlang der Strecke haben sich schon
bereit erklaert, den Trail mit Aexten und Kettensaegen zu raeumen. Bisher haben wir allerdings nur Nachrichten von Buschpiloten,
die den Trail aus der Luft betrachtet haben. Den Berichten nach werden erfahrene Trailbreaker wahrscheinlich nicht mehr als
5 km des Trails pro Tag in dieser Gegend freischneiden koennen."
Eine aehnliche Antwort liess Stephen Reynolds, der kanadische Direktor des Rennens in einem Telefongespraech verlauten:
"Die verheerenden Waldbraende dieses Sommers haben ohne Zweifel auch Teile des Yukon Quest Trails auf der kanadischen Seite
verwuestet. Allerdings haben wir Crews, die bereitstehen um den Trail zu raeumen sobald das Wetter (Frost und gefrorener,
harter Trail) dies erlaubt. Es steht eine Menge Arbeit bevor, aber ich stehe fast taeglich mit freiwilligen Helfern in den
Siedlungen entlang des Trails in Verbindung die sich anbieten mitzuhelfen. Ich haben keinen Zweifel daran, dass die Strecke
lange vor dem im Februar stattfindenden Rennens in gutem Zustandsein wird."
Waehrend der von vielen Mushern lang erwartete erste Schnee faellt, werden auch hinter den Kulissen Arbeiten getan. Stroh
fuer Hunde und Benzin fuer
Trailbreakers wurden schon vor Wochen in die abseits gelegene Siedlung Eagle gebracht bevor die
Paesse durch hohe Schneewehen Transporte unmoeglich machen und das kleine Dorf am Yukon River von der Aussenwelt groesstenteils
abgeschnitten sein wird. Teure Flugtransporte und Motorschlitten werden dann neben den erfahrenen Hundeteams der Musher die
einzige Moeglichkeit sein diesen Checkpoint zu erreichen.Eagle, ueber 200 km flussabwaerts von Dawson City am Yukon gelegen
war vor 100 Jahren fuer die urspruenglichen Fracht- und Postschlitten die dieses Rennen inspirierten der erste Anlaufpunkt
nach Dawson City um Proviant auf ihrem Weg nach Fairbanks aufzunehmen. Heutzutage gibt es kein anderes Schlittenhunderennen,
dessen Checkpoints soweit auseinander liegen.
Zahllose Planungen und Vorbereitungen wurden ueber die Sommermonate gefuehrt um eine Berichterstattung waehrend des Rennens
moeglich zu machen und sind im Gange.
Der deutsche Photograph Carsten Thies, der ueber die letzten zwei Jahre mit Motorschlitten, oft zu Fuss oder auch mit
Buschflugzeugen des YQ-Airforce hervorragende Bilder vom Rennen geliefert hat, wird auch dieses Jahr wieder dem Trail folgen.
Den offiziellen Berichterstattern des Quest wird in jedem Checkpoint und fast jedem Dogdrop eine Satellitenverbindung zum
Internet zur Verfuegung stehen um die Webseite des Rennens mit Photos und zeitgemaessen Berichten ueber das 12-taegige Rennen
auf dem laufenden zu halten. Diese Moeglichkeit wird auch der Gruppe von internationalen Journalisten zur Verfuegung stehen,
die ueber die Musher berichten.
Piloten der '
Yukon Quest Airforce', zumeist mit Kleinstflugzeugen, werden Rennrichter und Tieraerzte zu den entlegensten
Punkten des Rennens fliegen.Kleinstflugzeuge koennen bei Temperaturen um - 40 C kaum noch starten, Auch stellt ein Start bei
solch drastischen Temperaturen einen ungeheuren Stress fuer Flugmotoren dar. Piloten des Yukon Quest agieren mit ihren
Maschienen als Freiwillige. Im Februar 2004 stoppte Ed Maynard, der Chef-Pilot des Rennens alle Fluege seiner Piloten in
Circle City als die Temperaturen unter - 45 C sanken. Ein gutgelaunter Musher meinte damals:" Ihr wollt bei der Kaelte nicht
fliegen ? Meine Hunde haben kein Problem." Die lakonische Antwort eines Piloten sagte alles:
"Du faellst auch nicht so tief, wenn sie keine Lust haben weiter zu laufen.... "
In seltenen Faellen wo Flugzeuge versagen, stehen manchmal nur Motorschlitten fuer Rennrichter und Tieraerzte zur Verfuegung
um bis zu 100 km zurueckzulegen wie es vorletztes Jahr auf der Strecke zwischen Dawson City und Scroggie Creek passierte.
Professionelle Kurzwellenfunker werden in die entlegensten Gebiete eingeflogen werden um Kontakt entlang des Trails aufrecht
zu erhalten solange die Konditionen es erlauben.
Kevin Abnett, der die technische Abteilung des alaskanischen geophysicalischen Instituts fuehrt und seit 9 Jahren
Funkverbindungen vom entlegenen 'Dogdrop Mile 101' fuehrt, warnt allerdings vor Problemen:"Wenn man nachts rausgeht und der
gesamte Himmel mit Nordlichtern uebersaet ist kann man sein Mikrophon weglegen. Die Statik in der Atmosphaere wird dann so
gross, dass es keine Moeglichkeit gibt Kontakt zu bekommen. Selbst mit der besten Antenne die wir bauen koennen wird uns ein
grosser Sonnensturm (starkes Nordlicht) von der Aussenwelt abschneiden und dies ist oft passiert."
Waehrend die Vorbereitungen des Quest schon jetzt auf Hochtouren laufen, hoffen die Musher auf einen fruehen Winter um ihr
wahres
Training beginnen zu koennen.Es bedarf sehr viel mehr als Hundetraining um solch ein Rennen zu gewinnen. Rennzeiten und
Strategien der letzten Rennen werden aufmerksam durchforscht, neue Ideen erfunden und verworfen, Packlisten geschrieben und
neue Ausruestung ausprobiert. Es ist nicht immer der schnellste Musher, der hier gewinnt, so wie es vielleicht bei kuerzeren
Rennen oft der Fall ist, sondern eine Mischung aus Buscherfahrung, psychologischer Kriegsfuehrung, Selbstdisziplin und dem Bund
zwischen Hund und Musher, der ueber 1600 km den Sieg entscheiden. Ueber die Jahre hat es sich erwiesen, dass trotz harter
Qualifaktionsrennen die jeder Musher absolvieren muss bevor sie/er zum Yukon Quest zugelassen wird fast jedes
Jahr 1/3 der antretenden Teams entlang des Trails aufgeben.
Das an der Ziellinie an Teams ausgegebene '
Official Yukon Quest Finisher' Abzeichen ehrt in erster Linie die Verbindung von
Hund und Musher, die noetig ist den langen Trail aus Flusseis, gefrohrenen Seenplatten, steilen Berghaengen, extremen
Temperaturen und Wetterverhaeltnissen zu bestehen.
Einer der beruehmtesten Musher des Quest, Frank Turner, kommentierte mit eisverkrustetem Bart in einem Checkpointinterview
nach 1300 km des Rennens und der Ueberquerung des steilen Eagle Summit in 2001:
"Ich bin teilweise auf Haenden und Fuessen vor den Hunden den Berg hochgestiegen. Das gesamte Team ist mir ohne Zoegern mit
dem Schlitten den Steilhang hochgefolgt und keiner dachte daran umzudrehen obwohl sie es haetten tuen koennen. Ich haette
sie nicht aufhalten koennen. Sie wollen aber folgen. Das Gefuehl dieser Verbundenheit ist wunderbar."Waehrend er diesen
Kommentar an Reporter abgab, formte er Strohbetten fuer seine Hunde und warf ihnen Happen zu, die das frisch aussehende
Team mit wedelnden Schwaenzen emfing.
Das 2005 Yukon Quest wird am 13. Februar in Whitehorse / Yukon Territory starten. Wer Interesse an den
antretenden Mushern oder dem Yukon Quest und der Berichterstatung waehrend des Rennens hat sollte www.yukonquest.com. ,die
englischsprachige Webseite des Rennens oder natuerlich www.yukonquest.info , die
deutschsprachige Webseite des Rennens besuchen und dieses Datum in seinem Kalender ankreuzen.
Peter Kamper [Alaska, Fairbanks]
z u r u e c k