Verschiedene Reportagen über das Yukon Quest und das Yukon Quest 250.
:: Reportage 2004 ::
Bericht ueber John Schandelmeier:
Von
Peter Kamper
© Copyright Peter Kamper
"Manchmal rufen sie mich an und sagen 'Hey, hier ist vielleicht ein
Hund, der dich interessiert' und dann fahre ich die 300 km nach
Fairbanks um ihn mir anzugucken. Manchmal fahre ich auch einfach so hin.
Man muss stundenlang am Zaun stehen und die Hunde beobachten bevor man
ihren Wert versteht. Jeder Hund ist anders und Potential ist nicht
leicht zu erkennen. Es bedarf Arbeit, Geduld, Instinkt und Intuition."
Da allgemein bekannt ist wie gerne Musher kurz vor einem Rennen luegen,
kam natuerlich die Frage auf, ob er diese recht seltsame Geschichte
wirklich ehrlich meinte.
Mit ernstem Gesicht sagte er darauf: "Im 'Copper River 300' (300
Meilen/450 km) hatte ich einige neue Hunde von 'Second Chance' und habe
den 7. Platz belegt. Manche von den Hunden hatten weniger als 200 Meilen
an Training mit mir hinter sich. Ich habe eine sehr gute
Trainingstaktik. Natuerlich habe ich ein paar der Hunde an Checkpoints
abgegeben da sie muede wurden, was ja kein Wunder ist wenn die Hunde
lange in Tierheimen rumgesessen haben, aber das war eingeplant. Mit
genuegend Training ist jeder von ihnen gut genug fuer das Quest. "
"Haben sie denn keine grosse Hundezucht ?", wurde verwundert gefragt.
'Ich habe nie mehr als einen Wurf pro Jahr auf den ich mich dann aber
auch konzentriere, aber fast die Haelfte meiner Hunde sind von 'Second
Chance'. Wenn ich am Samstag an der Startlinie stehe, guckt euch meine
beiden vorderen Leithunde an. Einen davon habe ich erst vor ein paar
Monaten bei 'Second Chance' gefunden."
Dann wurde der Musher etwas energisch: " Irgendeine Familie in Fairbanks
hat ihn im Tierheim abgegeben weil sie wohl dachten, dass der Hund
nichts taugt. Der Hund ist aber in Wirklichkeit ein gebohrener Leithund.
Wenn du ein anders Team ueberholen musst haben oft selbst gute
Leithunde Probleme. Im Gegensatz dazu zoegert der Kerl allerdings keinen
einzigen Augenblick und zieht ohne Probleme am anderen Team vorbei. Es
kommt wirklich auf das Training und das Auge an um Potential zu
realisieren."
Auf die Frage. ob er gewinnen koennte, gab sich der zweifache Sieger des
Yukon Quest gelassen: " Eigentlich wollte ich dieses Jahr aussetzen. Wir
werden sehen, was passiert. Es war allerdings von vorne herein mein Ziel
nach einem weiteren Trainingsjahr in 2005 mit meinen Hunden anzutreten."
Ein kurzes Funkeln in den dunklen Augen des Mushers zeigte deutlich, was
er sich anscheinend jetzt schon fuer 2005 vorgenommen hatte.
Als er sich verabschiedete, um am spaeten Abend zurueck zu seinem 300 km
entfernten Heim und seinen Hunden in Healy zu fahren, liess er seine
zwei Gespraechspartner mit unausgesprochenen Fragen zurueck:
Wie viel traegt die mentale Verbindung zwischen Hund und Mensch wirklich
zum Potential eines Teams bei, wenn ein Mann wie John Schandelmeier aus
verkannten Hunden Champions des haertesten Schlittenhunderennes der Welt
machen kann ?
Wie erweckt man Potential in einem Hund ? Wie schweisst man ein gutes
Rudel, und ist der Sieger nicht einfach das beste Rudel anstatt nur der
beste Musher ?
Ist nicht immer noch die Bindung innerhalb des Rudels, von dem die
Musher eben nur ein Teil sind, eines der groessten Schluesselelemente in
einem 1600 km Rennen ?
Wahrscheinlich kommt weniger als die Haelfte von John's Team aus einem
Tierheim, aber sein 'Second Chance'-Team zeigt trotzdem, dass Musher
ihre Hunde fuer solch ein Rennen sorgsam auswaehlen muessen, und ebenso,
dass Hunde nicht fuer jeden x-bliebigen Musher ihr Bestes tuen.
Moege das beste Rudel gewinnen.
Peter Kamper
z u r u e c k