Verschiedene Reportagen über das Yukon Quest und das Yukon Quest 250.
:: Reportage 2004 ::
Bericht ueber Sebastin Schnuelle's Kennel 'Blue':
Von
P. Cech
© Copyright P. Cech
Go North - go dog!
Sebastian Schnuelle ist im Yukon ein bekannter Mann. Die langen Haare stehen wie bei Struwwelpeter zu Berge, im Winter hängen die Eisklumpen an seinem Bart. Es gibt keine regionale Zeitung, keine TV-Station, die noch nicht über ihn berichtet hätte. Alles klar. Sebastian ist Musher, Schlittenhundefahrer, 'Rennfahrer'. Ein deutscher Aussteiger, der mit 60 Hunden Mitten im Yukon lebt, Rennen wie das 1600km-lange Yukon Quest fährt - und dazwischen ist er für seine Gaeste da. Gaeste, die lernen wollen, wie es so ist, wenn vorne kraeftige Alaskan Huskies ziehen und man selbst hinten am Schlitten die Einsamkeit der Wildnis kennenlernt.
Es ist ein Abenteuer. Eines der letzten Abenteuer, wenn man nach einem angenehmen Flug mit der 'British Airways' zu Sebastian kommt. Blockhütten. Die Rauchsaeule eines Lagerfeuers steigt empor. Stille. Doch dann beginnen die 60 Hunde zu heulen - wie Woelfe. Eine Begruessung, bei dem es einem kalt über den Ruecken schaudert. So einzigartig. So traumhaft schoen.
Nachdem die Hunde alle einzeln vorgestellt wurden, man alle kurz gestreichelt hat, geht’s in die Huette, wo das Holzfeuer angenehme Waerme verbreitet. Am Sofa liegt Libby, einer der treuesten Hunde. Sie laeuft keine Rennen, keine Touren mehr. Es ist gemütlich, wie in Oma’s Stube.
In der Frueh das gleiche Spiel: Die Hunde heulen - und warten gespannt, wer heute drankommt - wer rennen darf. 'Desire to go', der Drang zu laufen.
Die minus 25 Grad sind sofort vergessen, wenn es darum geht, diese kleinen, eher zarten aber ungemein kraeftigen Tiere vor den Schlitten anzuhängen. Vier Hunde zu Beginn, sechs, wenn man es etwas kann. Und mehr, wenn man bereits 'Profi' ist.
Sebastian erklärt die wichtigsten Regeln, rennt selbst von Gespann zu Gespann - kuemmert sich um alles. Und dann das Kommando: 'Blue!' (das ist der Name des Leithundes, der um Aufmerksamkeit 'gebeten' wird) 'Ready?' (jetzt sind die Hunde voll motiviert, zerren, springen nach vorne - duerfen aber noch nicht laufen) 'Let’s go!!!!!!!' - ab geht die Post! Von Null auf 30km/h in 1 Sekunde. Mit Mueh und Not haelt sich ein Anfaenger am Schlitten fest, ein Fuß voll auf der Bremse, eine metallene Kralle, die tiefe Furchen in den gefrorenen Boden reisst. Und die Hunde ziehen, rennen, rennen und rennen.
Desire to go!
Hinten drauf der Jung-Musher, da oben 'Rookie' genannt. Der Schlitten schlingert, springt über Unebenheiten wie ein Motorboot über Wellen. Die Arme des armen Anfaengers da hinten drauf werden laenger und laenger. Die Finger umklammern den Haltegriff. Bei der Kälte treibt es einem die Traenen aus den Augenwinkeln. Nur wegen der Kaelte? Oder weil es so unvergleichbar schoen ist? Die Hunde ziehen und ziehen und ziehen. Langsam entspannt man sich da hinten. Versucht eine angenehmere Stellung für die Fuesse zu finden. Drei Kilometer sind vorbei. Vier. Fünf. Endlich eine kurze Rast.
w e i t e r